Delphi-Methode
Die Delphi-Methode ist ein systematisches, mehrstufiges Befragungsverfahren, das der Ermittlung von Experteneinschätzungen und Prognosen dient. Sie wurde in den 1950er Jahren von der RAND Corporation entwickelt und findet seitdem in verschiedenen Bereichen Anwendung, etwa in der Zukunftsforschung, der Szenarioplanung oder dem Innovationsmanagement.
Ablauf der Delphi-Methode
Das Verfahren läuft typischerweise in mehreren Runden ab:
- Zunächst werden die Experten unabhängig voneinander zu einem bestimmten Thema befragt, oft in Form eines strukturierten Fragebogens.
- Die Antworten werden ausgewertet und den Teilnehmern in zusammengefasster Form präsentiert.
- Auf Basis dieser Informationen können die Experten in der nächsten Runde ihre Einschätzungen überdenken und anpassen.
- Dieser iterative Prozess wird so lange wiederholt, bis sich ein stabiler Konsens abzeichnet oder eine vorher festgelegte Anzahl an Runden durchlaufen wurde.
Durch dieses iterative Vorgehen sollen die Vorteile der Gruppendiskussion (Austausch von Argumenten, Lernen voneinander) genutzt werden, ohne dass es zu den typischen Nachteilen kommt (Dominanz einzelner Personen, Groupthink). Die Anonymität der Befragung ermöglicht es den Teilnehmern, ihre Meinung unbeeinflusst zu äußern und gegebenenfalls zu revidieren.
Einsatzgebiete und Bedeutung
Die Delphi-Methode eignet sich besonders für komplexe Fragestellungen, bei denen keine gesicherten Daten vorliegen und die Einschätzungen von Experten gefragt sind. Typische Anwendungsfelder sind:
- Technologiefolgenabschätzung und Trendprognosen
- Entwicklung von Zukunftsszenarien und Strategien
- Ermittlung von Risiken und Erfolgsfaktoren in Projekten
- Konsensbildung bei strittigen Fragen
In der Unternehmenspraxis kann die Delphi-Methode beispielsweise eingesetzt werden, um Marktpotenziale neuer Produkte abzuschätzen, technologische Entwicklungen zu antizipieren oder die Machbarkeit von Innovationsprojekten zu beurteilen. Auch im Rahmen der strategischen Ausrichtung und des Empowerments von Teams und Organisationseinheiten bei der Entscheidungsfindung kann sie wertvolle Dienste leisten.
Als strukturiertes Verfahren zur Experteneinschätzung hat sich die Delphi-Methode in vielen Bereichen etabliert. Ihre Stärken liegen in der systematischen Einbeziehung verteilten Wissens, der Förderung von Lernprozessen und der schrittweisen Annäherung an robuste Ergebnisse. Zugleich setzt sie eine sorgfältige Planung und Moderation voraus.