Kübler-Ross-Modell
Das Kübler-Ross-Modell, auch bekannt als die fünf Phasen der Trauer, ist ein psychologisches Modell, das von der Schweizer-amerikanischen Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross entwickelt wurde. Es beschreibt die emotionalen Phasen, die Menschen typischerweise durchlaufen, wenn sie mit Verlust, Trauer oder einer schwierigen Lebensveränderung konfrontiert sind.
Die fünf Phasen des Kübler-Ross-Modells
- Verleugnung: In dieser ersten Phase fällt es den Betroffenen schwer, die Realität des Verlustes zu akzeptieren. Sie können in Schock verfallen und versuchen, die Situation zu verleugnen.
- Wut: Wenn die Realität allmählich durchdringt, können Gefühle von Ärger, Zorn und Groll aufkommen. Diese Wut kann sich gegen andere, sich selbst oder sogar gegen den Verstorbenen richten.
- Verhandlung: In dieser Phase versuchen Betroffene oft, mit dem Schicksal oder einer höheren Macht zu verhandeln. Sie hoffen, durch Versprechen oder Zugeständnisse den Verlust rückgängig machen zu können.
- Depression: Wenn die Unabänderlichkeit des Verlustes klar wird, können tiefe Traurigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit einsetzen. Dies ist eine natürliche Reaktion auf den Schmerz des Verlustes.
- Akzeptanz: In der letzten Phase finden die Betroffenen schließlich zu einer Akzeptanz des Verlustes. Sie lernen, mit der neuen Realität zu leben und in die Zukunft zu blicken, ohne dabei die Erinnerung zu vergessen.
Kübler-Ross betonte, dass diese Phasen nicht immer linear verlaufen und dass Menschen zwischen den Phasen hin- und herspringen können. Nicht jeder durchlebt alle Phasen und die Dauer jeder Phase kann stark variieren. Ähnlich wie im Lewin’s 3-Phasen-Modell, das Veränderungsprozesse in die Phasen „Unfreeze“, „Change“ und „Refreeze“ unterteilt, beschreibt das Kübler-Ross-Modell einen schrittweisen Prozess der Verarbeitung und Anpassung.
Anwendung und Bedeutung
Das Kübler-Ross-Modell hat weitreichende Anwendung gefunden, nicht nur bei der Bewältigung von Tod und Trauer, sondern auch bei anderen schwierigen Lebensveränderungen wie Scheidung, Jobverlust oder chronischer Krankheit. Es hilft zu verstehen, dass die emotionalen Reaktionen auf Verlust normal und notwendig sind und gibt einen Rahmen, um diese zu verarbeiten.
Auch im organisatorischen Kontext kann das Modell hilfreich sein, um Reaktionen auf große Veränderungen wie Fusionen, Restrukturierungen oder die Einführung neuer Systeme zu verstehen und zu managen. Führungskräfte können das Modell nutzen, um Mitarbeiter in Veränderungsprozessen empathisch zu begleiten und zu unterstützen, ähnlich wie im Bridges Übergangsmodell.
Obwohl das Kübler-Ross-Modell weit verbreitet und anerkannt ist, ist es wichtig zu beachten, dass Trauer und Verlustbewältigung sehr individuelle Prozesse sind. Das Modell ist eine Verallgemeinerung und nicht jeder wird die Phasen in der gleichen Weise oder Reihenfolge erleben. Dennoch bietet es eine wertvolle Perspektive, um die Komplexität menschlicher Emotionen in schwierigen Zeiten zu verstehen und zu würdigen.