Ambidextrie (organisationale)

Ambidextrie oder organisationale Ambidextrie bezeichnet die Fähigkeit einer Organisation, gleichzeitig effizient zu sein und sich anzupassen. Der Begriff leitet sich vom Wort „Beidhändigkeit“ ab und bedeutet im übertragenen Sinne, dass Unternehmen in der Lage sein müssen, sowohl ihre bestehenden Geschäfte zu optimieren als auch neue Möglichkeiten zu erkunden.

Bedeutung und Relevanz

In der heutigen schnelllebigen und komplexen Geschäftswelt ist organisationale Ambidextrie von entscheidender Bedeutung. Unternehmen müssen einerseits ihre aktuellen Produkte, Dienstleistungen und Prozesse kontinuierlich verbessern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits müssen sie auch in der Lage sein, sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen, neue Technologien zu nutzen und innovative Lösungen zu entwickeln. Dies erfordert oft ein Veränderungsprozess und eine digitale Transformation.

Organisationale Ambidextrie erfordert daher ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Effizienz und Flexibilität, zwischen Stabilität und Veränderung. Unternehmen müssen dafür geeignete Strukturen, Prozesse und eine Innovationskultur schaffen, die sowohl Exploitation (Ausnutzung bestehender Stärken) als auch Exploration (Erforschung neuer Möglichkeiten) fördern.

Umsetzung in der Praxis

Um organisationale Ambidextrie zu erreichen, können Unternehmen verschiedene Ansätze verfolgen:

  1. Strukturelle Ambidextrie: Hier werden separate Einheiten für Exploitation und Exploration geschaffen, die unabhängig voneinander agieren können. Beispielsweise können etablierte Geschäftsbereiche für die effiziente Nutzung bestehender Ressourcen zuständig sein, während Innovationsabteilungen neue Ideen entwickeln.
  2. Kontextuelle Ambidextrie: Bei diesem Ansatz wird eine Unternehmenskultur und -umgebung geschaffen, die es den Mitarbeitern ermöglicht, selbstständig zwischen Exploitation und Exploration zu wechseln. Dafür sind flache Hierarchien, Vertrauenskultur, Empowerment und eine Fehlerkultur wichtig.
  3. Sequentielle Ambidextrie: Hier wechseln Unternehmen im Zeitverlauf zwischen Phasen der Effizienzsteigerung und Phasen der Innovation. Dies kann beispielsweise durch regelmäßige strategische Neuausrichtungen oder die Durchführung von Veränderungsprojekten erfolgen.

Organisationale Ambidextrie ist eng verknüpft mit Konzepten wie der lernenden Organisation, der evolutionären Organisation und der Organisationsentwicklung. Denn um langfristig erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen in der Lage sein, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Dafür sind auch Change Management und Agilität wichtige Bausteine.

Quellen: O’Reilly und C. A. und & Tushman