Toxic Positivity: Die Schattenseiten übertriebener Positivität
Was ist Toxic Positivity?
Toxic Positivity beschreibt die übertriebene Betonung von Positivität, bei der negative Emotionen, Erfahrungen oder Situationen unterdrückt, abgewertet oder ignoriert werden. Es ist die Erwartung, immer optimistisch und glücklich zu sein, selbst wenn die Umstände das nicht zulassen. Beispiele dafür sind Aussagen wie „Sei immer dankbar!“ oder „Alles passiert aus einem guten Grund!“.
Warum ist Toxic Positivity problematisch?
- Sie verhindert die Anerkennung und Verarbeitung negativer Gefühle, die ein normaler Teil des Lebens sind.
- Sie kann zu Schuldgefühlen und Scham führen, wenn man den Erwartungen nicht gerecht wird.
- Sie untergräbt echte Verbindungen und Unterstützung, da sie keinen Raum für Verletzlichkeit lässt.
- Sie kann langfristig zu emotionaler Erschöpfung und Burnout führen.
Im Kontext von Arbeit und Führung kann Toxic Positivity besonders schädlich sein. Wenn Mitarbeiter sich unter Druck gesetzt fühlen, immer positiv zu sein, kann das zu einem ungesunden Arbeitsumfeld führen, in dem Probleme nicht offen angesprochen werden. Das kann Innovation und Wachstum behindern und die psychische Gesundheit beeinträchtigen.
Wie findet man ein gesundes Gleichgewicht?
Es ist wichtig zu erkennen, dass sowohl positive als auch negative Emotionen ihre Berechtigung haben. Statt Positivität zu erzwingen, sollte man einen Raum schaffen, in dem alle Gefühle akzeptiert werden. Das bedeutet:
- Aktives Zuhören und Validieren von Erfahrungen, auch wenn sie negativ sind.
- Unterstützung anbieten, ohne den Druck aufzubauen, sofort „darüber hinwegzukommen“.
- Eigene Gefühle ehrlich auszudrücken und Verletzlichkeit zuzulassen.
- Sich Zeit zu nehmen, Herausforderungen anzuerkennen und zu verarbeiten.
In einer Welt, die oft einseitig auf Positivität fokussiert ist, kann es eine Herausforderung sein, ein gesundes Gleichgewicht zu finden. Doch es lohnt sich, denn nur wenn wir das gesamte Spektrum unserer Emotionen akzeptieren, können wir authentische Beziehungen aufbauen und wachsen – sowohl persönlich als auch im Unternehmen.
Ein Konzept, das hier als Gegenpol dienen kann, ist Radical Honesty – die Idee, unbedingt ehrlich zu kommunizieren, auch wenn es unangenehm ist. Richtig eingesetzt kann dies ein wirksames Mittel gegen Toxic Positivity sein, indem es Raum für echten Austausch schafft. Allerdings braucht es dafür viel Fingerspitzengefühl, Empathie und emotionale Intelligenz.
Um eine Kultur der psychologischen Sicherheit zu etablieren, in der sowohl positive als auch negative Gefühle Platz haben, sind Führungskräfte besonders gefordert. Sie sollten mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie selbst Verletzlichkeit zeigen und ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte ihrer Mitarbeiter haben. Nur so kann ein Umfeld entstehen, in dem Menschen sich trauen, ihr authentisches Selbst zu zeigen – eine Grundvoraussetzung für echte Verbundenheit, Kreativität und nachhaltigen Erfolg.